Der Tanach, die Hebräische Bibel und zentrales Schriftwerk des Judentums, ist im November Objekt des Monats des Stadtmuseums Bocholt. Das Exemplar aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist zusammen mit dem Foto des Monats im LernWerk im ersten Obergeschoss ausgestellt. Die Präsentation ermöglicht einen Einblick in Geschichte, Bedeutung und Überlieferung dieses prägenden Schriftwerkes.

Der Tanach (häufig auch Tanakh geschrieben)  ist die Hebräische Bibel der Juden und Jüdinnen. Das hier gezeigte Exemplar stammt aus dem ersten Halbjahr des 20. Jahrhunderts. Der Name Tanakh ist ein Akronym aus den drei Teilen Tora (Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften).  Der Tanach im hebräischen Original wird auf Hebräisch auch „Mikra“ genannt. Dieser Name bedeutet „das Gerufene“, denn das Lesen des Wortes Gottes ist wie ein Rufen zu Gott.

Der Tanach lehrt den glauben an den einzigen Gott, der mit Israel einen Bund geschlossen hat. Dieser Bund fordert Gerechtigkeit, Treue und Nächstenliebe. Durch die Tora zeigt Gott wie Menschen richtig leben sollen. Die Propheten rufen immer wieder zur Umkehr auf und verkünden Hoffnung in Zeiten des Leids. Trotz allem bleibt die Zuversicht, dass Gott treu ist und Erlösung bringt. Der jüdische Kanon zählt 24 Bücher. Seine dreiteilige Gestalt entstand schrittweise und war spätestens gegen Ende des 1. Jh. V. Chr weitergehend etabliert. Die Texte des Tanach entstanden über einen langen Zeitraum, grob vom 10. Bis ins 2. Jh. V. Chr.. Er erzählt die Geschichte der Schöpfung und des Volkes Israel. Das Christentum hat alle Bücher des Tanach, in etwas anderer Anordnung, als Altes Testament übernommen. Der Tanach liegt in verschiedenen Formen vor. Traditionell wird die Tora auf Pergamentrollen von Hand geschrieben. Heute gibt es den Tanach auch gedruckt in Form von Büchern. Er beinhaltet den selben Text, steht jedoch nicht für den liturgischen Gebrauch in Synagogen zur Verfügung.

Der Tanach ist somit nicht nur ein historisches Dokument, sondern auch das Herzstück des jüdischen Glaubens. Er vermittelt bis heute ethische Grundsätze, Hoffnung und Orientierung im Leben. Seine Geschichten, Gesetze und Weisungen prägen das religiöse Denken, die Rituale und das Gemeinschaftsleben der Jüdinnen und Juden. Auch über das Judentum hinaus hat der Tanach großen Einfluss, etwa auf das Christentum und die westliche Kultur, und bleibt ein zeitloses Zeugnis der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen.

Text: Maja Fahrland, Foto: Stadtmuseum Bocholt, Inventarnummer: 2023.428, Eigentümer: Stadtmuseum Bocholt

 

Objekt des Monats des Stadtmuseums
© Stadtmuseum Bocholt, Inventarnummer: 2023.428