Unter dem Motto „Role Models – Frauen wirk(t)en für mehr Gleichberechtigung in Gesellschaft, Kultur und Politik“ begaben sich vom 12. bis 15. Mai 2025 einige engagierte Frauen aus Bocholt und Umgebung auf eine viertägige Studienreise nach Potsdam und Berlin.
Die Fahrt richtete sich an interessierte Bürgerinnen, Unternehmerinnen sowie ehrenamtlich aktive Frauen und wurde von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bocholt, dem EUROPE DIRECT Bocholt und der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert. Neben historischen und gesellschaftlichen Themen stand besonders auch die europäische Dimension der Gleichstellung im Fokus.
Astrid Schupp, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Sonja Wießmeier von EUROPE DIRECT Bocholt und Beate Kaiser von der Konrad-Adenauer-Stiftung betonten in ihren Begrüßungsreden, dass Gleichberechtigung eine gemeinsame europäische Aufgabe ist, die Zusammenarbeit und Austausch über Ländergrenzen hinweg erfordert.
Vielfältige Impulse in Potsdam und Berlin
Der erste Tag begann nach der Ankunft mit einer Stadtführung durch Potsdam. Im Fokus standen vergangene sowie gegenwärtige Errungenschaften und Projekte außergewöhnlicher Frauen.
Am Tag darauf begleitete Brigitte Kippe, die ehemalige erste Frauenbeauftragte des Bezirks Charlottenburg, die Gruppe nach Berlin. Krankheitsbedingt musste dort eine Veranstaltung in der Vertretung der Europäischen Kommission ausfallen, jedoch ist bereits ein Besuch der beteiligten Referentin in Planung, sodass sich alle Interessierten in Bocholt über aktuelle Strategien der EU zur Förderung von Gleichstellung und Antidiskriminierung informieren können.
Als Ersatztermin konnte durch das Netzwerk der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Besichtigung des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt organisiert werden. Die Teilnehmerinnen konnten sich dort über die parlamentarische Demokratie in Deutschland und ihre Geschichte, insbesondere die "Mütter des Grundgesetzes", informieren.
Anschließend erhielten die Reisenden an der Berliner Charité unterschiedliche Vorträge. Die Mitarbeiterinnen von Frau Prof. Gudrun Stadler stellten verschiedene Forschungsprojekte der Gender-Medizin dar. Diese sind in Bezug auf das Geschlecht von besonderer Bedeutung, es werden jedoch immer noch Medikamente und Diagnosen hauptsächlich anhand männlicher Daten entwickelt und gestellt.
Nachmittags wurde das Programm durch einen außergewöhnlichen Besuch in der Mendelssohn-Remise abgerundet. Dort gab es eine musikalisch-historische Würdigung der Komponistin Fanny Hensel, der Schwester des weltberühmten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Politik und Gesellschaft
Der dritte Tag widmete sich dem Europaratsabkommen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, bekannt als Istanbul-Konvention. Johanna Czorny von der Fachstelle Gewaltprävention Brandenburg stellte konkrete Maßnahmen aus der Täterarbeit vor und zeigte somit auf, wie europäische Vereinbarungen nationale Präventionsarbeit nachhaltig beeinflussen.
Ein Highlight für die Frauen aus Bocholt ist der Vortrag von Nadja Klier gewesen, die als 15-Jährige mit ihrer Mutter aus der DDR ausgewiesen worden ist und sich in West-Berlin neu zurechtfinden musste. Frau Kliers Mutter hatte in der DDR Berufsverbot.
Den Abschluss der Reise bildete ein Austausch mit Claudia Sprengel, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Potsdam. Sie erläuterte kommunale Ansätze zur Förderung von Vielfalt.
Während der Reise wurde in vielen Beiträgen deutlich, dass sich die Herausforderungen von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart oft über Ländergrenzen hinweg ähneln – insbesondere in Bezug auf Sichtbarkeit, Anerkennung und Teilhabe. „Auch die europäische Dimension war in vielen Gesprächen präsent“, so Sonja Wießmeier vom EUROPE DIRECT. Für die Bocholter Delegation war die Reise eine eindrucksvolle Erfahrung und ein voller Erfolg.
Die Gruppe des Frauenbildungsseminars 2025
© Stadt Bocholt