Hochwasser und Überschwemmung bedeuteten für die Bocholter Bewohner schon seit Jahrhunderten eine ernste Gefahr um Leib und Leben, um Hab und Gut. So ließen beispielsweise die Stadtväter am 15. Februar 1605 „weghen des groetten watters In der nacht“ sechs Personen aussenden und die Nachbarn ausrufen, um die Lohmühle zu sichern und um die Schleuse zu bedienen. Am 4. Februar 1745 vermerkte der Stadtschreiber: „an die schlüsen arbeittloite gehabt, daß sie die eißschollen von einanter stoßen“.

Erwähnung bereits im Jahr 1408
Es lassen sich sicherlich noch weitere Geschichtsdaten zur Stadtschleuse nach einem gründlichen Studium der Bocholter Stadtrechnungen ermitteln. In der Ortsgeschichte von Friedrich Reigers wird sie bereits 1408 erwähnt, gleichwohl ihr Aussehen und der genaue Standort aus früherer Zeit nicht überliefert sind. Der Chronist schreibt weiter, dass das Stauwehr an der Binnenmühle im Sommer 1820 auf Kosten der Stadt von Grund auf neu erbaut worden sei. Das gleiche geschah offenbar im Jahre 1870, als die Stadtverordnetenversammlung den Neubau der Schleuse nach dem Projekt des Kreisbaumeisters Merkes genehmigte. Im Zuge einer ersten Aa-Regulierung kam es im Jahre 1897/98 gleichfalls zum Neubau der Schleuse in Höhe der Schanze. Diese besaß eine lichte Weite von 15,80 Meter mit 2,20 Meter hohen und 1,48 Meter breiten Schützentafeln und überstand den Bombenkrieg von 1945 unbeschadet. Da die Bocholter Aa auf Grund wiederholten Hochwassers (1903, 1925, 1946 und 1960) in mehreren Abschnitten völlig neu reguliert werden musste, kam es ab Februar 1965 zur abermaligen Neuerrichtung des Stauwehrs und der darüber führenden Fußgängerbrücke (Foto). Die Fertigstellung erfolgte fünf Monate später.

Die Stadtschleuse als Rettung
Diese neue Stadtschleuse erlebte ihre erste Bewährungsprobe noch im gleichen Jahr, als am 9. Dezember 1965 ein orkanartiger Sturm mit Dauerregen über das Land kam. Die Aa führte ab Rhedebrügge über Krechting bis zum Pleystrang an der Königsmühle Hochwasser, zum Teil über das Normalmaß von drei Metern hinaus. Es kam vielfach zu Überflutungen von Äckern und Wiesen. Im Stadtgebiet wurde zwar Flutwarnung gegeben, doch kam es hier zu keinerlei Überschwemmungen. Das Wasser der Aa hatte bei voll geöffneten Schleusen einen ungehinderten Durchfluss. Dies wurde als Erfolg der bislang von Westen bis zur Bismarckstraße durchgeführten Aa-Regulierung gewertet, die sich im Innenstadtbereich somit bezahlt gemacht hatte. Gegenwärtig steht der Erhalt der Stadtschleuse in der Diskussion, da die Konstruktion seit einiger Zeit sanierungsbedürftig ist.

 

Bild: Die Stadtschleuse (Copyright: Stadtarchiv Bocholt)