Einsamkeit betrifft Menschen aller Altersgruppen und Lebenslagen – darüber waren sich die Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung „Gemeinsam in Bocholt“ am Donnerstagabend einig. Persönliche Erfahrungsberichte, Ideen für digitale und analoge Hilfsangebote sowie eindringliche Appelle zur Stärkung der sozialen Teilhabe bestimmten den Abend.

In der öffentlichen Veranstaltung kamen Bürgerinnen und Bürger mit ganz unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Einsamkeit zu Wort. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bürgermeister Thomas Kerkhoff, der gemeinsam mit Moderator Raimund Stroick über verschiedene Formen der Einsamkeit sprach.

In Vertretung des kurzfristig verhinderten NRW-Ministers Karl-Josef Laumann war Ministerialdirigentin Heike Weiß nach Bocholt gekommen. Sie stellte die unterschiedlichen Projekte und Formen der Unterstützung durch das Land vor.

Betroffenes Schweigen herrschte, als Menschen ihre persönlichen Erlebnisse schilderten. Sandra Übbing, Schulsozialarbeiterin an der Hohen Giethorst, beschrieb, wie Jugendliche sich zunehmend in digitale Welten zurückziehen und den direkten Kontakt zu Gleichaltrigen verlieren. Sie appellierte an Eltern, Alternativen aufzuzeigen und soziale Begegnungen aktiv zu fördern.

Miriam Pietzka schilderte die Erfahrung, wie einschneidend sich die Geburt eines Kindes mit Behinderung auf das soziale Leben auswirken kann. Für viele Familien bedeute dies eine abrupte Abkehr vom bisherigen Alltag und sozialen Umfeld.

Lösungsansätze wurden ebenfalls vorgestellt: Die Sportabiturienten Moritz Middelkamp, Rian Dero und Jannis Lamhardt präsentierten ihre App-Idee „Kontaktherz“, die neue Begegnungen unter Seniorinnen und Senioren ermöglichen soll. Andreas Hüls, Immobilienentwickler, betonte die Bedeutung architektonischer Konzepte mit Begegnungsräumen als Schutz gegen Vereinsamung.

Hildegard Frieling-Heipel stellte die Arbeit des Vereins Sehen.Helfen.Handeln e.V. vor, der unter anderem telefonisch für vereinsamte ältere Menschen da ist. Ehrenamtlich Engagierte wie Hildegard Jochmann und Danny Graupner berichteten von der Tauschbox des L-i-A e.V. im Friedhofsviertel, die zunehmend als Ort für Austausch und Begegnung genutzt wird. Auch Johannes Janssen-Kappenhoff bestätigte diese Entwicklung im Repair-Café, wo das gemeinsame Reparieren längst mit dem sozialen Miteinander verbunden ist.

Mit der von der Stadt eingerichteten Internetseite www.bocholt.de/gemeinsam können Informationen zum Thema Einsamkeit sowie Anlaufstellen und Angebote für von Einsamkeit Betroffene abgerufen werden.

Richard Förg, Sozialplaner der Stadt Bocholt: „Wir würden uns sehr freuen, wenn zu den bisher knapp 20 Partnern der Initiative – von sozialen Trägern wie dem DRK bis hin zu Sportvereinen und Schulen – noch mehr Organisationen hinzukommen, die Ideen oder Angebote gegen Einsamkeit haben.“

Bei Interesse, Partner der Initiative „Gemeinsam in Bocholt“ zu werden, steht Richard Förg (Sozialplanung) unter 02871-953-2365 oder richard.foerg@bocholt.de gerne zur Verfügung