Für mehr Wiesen und Gärten mit Wildblumen wirbt jetzt die Stadt Bocholt. Sie tragen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei Pflanzen und Tieren bei, was sich wiederum positiv auf Natur und Klima auswirke, heißt es. Im Rahmen eines Modellvorhabens gestaltete das städtische Umweltreferat gemeinsam mit dem Bocholter Imkerverein und der Kreisjägerschaft Borken Bienenweiden, die als Beispiel dienen.
Modellversuch
Los ging es vor zwei Jahren: Am 10. September 2015 startete der Modellversuch unter dem etwas sperrigen Titel „eea-plus, Anpassung an den Klimawandel in Nordrhein-Westfalen“ ("eea" steht für European Energy Award). 12 Städte nahmen teil, darunter Bocholt. Es ging darum, "klimasensitive Bereiche auf kommunalem Gebiet zu überprüfen", erklärt Karolina Kowalik vom städtischen Umweltreferat, und daraus Schlüsse zu ziehen über die Auswirkungen des klimatischen Wandels vor Ort. Denn Klimaveränderungen beeinflussten die Artenvielfalt und die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Kowalik: "Das Ausmaß der Veränderungen der biologischen Vielfalt wird entscheidend davon abhängen, ob geeignete Anpassungsmaßnahmen realisiert werden."
Stadt übernimmt Saatgut
Eine erste Maßnahme zum Erhalt der Artenvielfalt - Experten sprechen von sog. Biodiversität - war die Einsaat von zwei Wiesen auf insgesamt 6.500 qm im Mai 2016. Die Flächen wurden von Privatpersonen zur Verfügung gestellt . Die Kosten für die Saat der Wildblumen hatte die Stadt getragen. Bei der Auswahl des Saatgutes wurde speziell auf eine heimische Saatmischung zurückgegriffen. Regional angepasste Arten wurden bevorzugt, da diese den größten ökologischen Nutzen haben. Nun zeigen sich die Wildblumenwiesen in ihrer schönsten Pracht - es summt und brummt überall. Insbesondere Bienen profitieren, sie gehören in Mitteleuropa zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern und haben großen Anteil an der Artenvielfalt.
Die größte Blumenvielfalt findet man übrigens auf nährstoffarmen Böden. Auf einer fetten Wiese dagegen setzen sich Gräser durch. Eine der beiden Flächen wird in den kommenden Tagen gemäht. Durch regelmäßiges Abräumen der Maht kann eine aog. "Abmagerung" erreicht werden.
Blühende Paradiese im Garten
Es braucht aber keine große Wiese zu sein, auch in kleinen Gärten kann schon etwas für die Artenvielfalt getan werden. "Den Garten in ein blühendes Paradies verwandeln und Rasenmäher, Heckenschere und chemische Pflanzenschutzmittel in der Ecke stehen lassen", rät Kowalik. "Jeder Bürger kann etwas tun, damit heimische Pflanzen und Lebewesen einen natürlichen Lebensraum finden."
Fotos: Bruno Wansing