Vor 50 Jahren begann mit der Erneuerung der Rundpfeiler eine ungewöhnliche Sanierungsmaßnahme in der im Zweiten Weltkrieg arg zerstörten St.-Georg-Kirche. Es ging aber nicht vornehmlich darum, zu renovieren oder zu rekonstruieren, sondern vielmehr um eine Aktion der Konservierung, d. h. die vorhandene Bausubstanz sollte vor dem weiteren Verfall geschützt werden.
Zwar waren nach dem verheerenden Luftangriff 1945 die Säulen des Mittelschiffs stehen geblieben. Sie hatten jedoch auf Grund der großen Brandhitze, des enormen Druckes sowie durch den Niedergang der Gewölbedecken mit nachfolgender Verwitterung starke Schäden davongetragen. Durch das Abplatzen von Steinen taten sich immer wieder Lücken in den Säulenprofilen auf. Nach einer Untersuchung durch Bausachverständige war schnell klar, dass sämtliche Pfeiler ausgetauscht werden mussten, da sie für das Gotteshaus buchstäblich nicht mehr tragbar waren. Man betraute eine renommierte deutsche Firma mit dieser außergewöhnlichen bautechnischen Maßnahme, an der sich außerdem Fachleute eines Bocholter Steinmetz-Unternehmens beteiligten. Zunächst wurden die tonnenschweren Gewölbe des Mittel- und der Seitenschiffe sowie die Bögen im Bereich der betreffenden Pfeiler eingerüstet und abgestützt. Die beiden Vierungssäulen, die vorne zusätzlich das Querhaus auffangen und den Übergang zu den Chorwänden bilden, erwiesen sich als weniger schadhaft. Der Ersatz einzelner Gesteinsschichten geschah hier unter Verwendung von Trasszementmörtel, nachdem man festgestellt hatte, dass die vorhandenen Steinblöcke durch in Blei vergossene Anker miteinander verbunden waren. Das Foto aus dem Kircheninneren zeigt das von einer hydraulischen Presse gehaltene hölzerne Spezialgerüst, welches den zu erneuernden Pfeiler umschließt. Links ist die stark beschädigte Kanzelsäule zu sehen, die man Ende Mai 1969 ersetzte.
Zwischen Januar 1968 und dem Frühjahr 1969 konnten das Säulenmassiv in der Turmhalle, die nördliche Pfeilerreihe und drei gegenüberliegende Säulen in St. Georg vollständig erneuert werden. Die kostspieligen Arbeiten gingen schließlich im Juli 1969 ohne bemerkenswerte Schäden und Unglücksfälle zu Ende. Doch das nächste Projekt zur Kirchensanierung war schon vorgesehen: Die Instandsetzung des Daches und der notwendige Innenanstrich.
Foto: Bocholter-Borkener Volksblatt, Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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