Gemeinsam mit der Bocholter Energie- und Wasserversorgung GmbH (BEW) und der con|energy GmbH als Gutachter hat die Stadt Bocholt den ersten Kommunalen Wärmeplan erarbeitet, der nun einstimmig durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.

Bei der kommunalen Wärmeplanung handelt es sich um eine Leitplanung für die Stadt Bocholt. Der Wärmeplan ist „technologieoffen" - dies bedeutet, dass er spezielle Heiztechniken in bestimmten Gebieten weder vorschreibt noch verbietet. Der Wärmeplan bietet vielmehr einen Orientierungsrahmen, wie sich die Wende hin zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung in Bocholt entwickeln könnte. Er zeigt zudem auf, welche Heizvarianten in den unterschiedlichen Quartieren aufgrund von wirtschaftlichen Aspekten am wahrscheinlichsten gewählt werden.

Die Kommunale Wärmeplanung beinhaltet keine verbindlichen Ausbaupläne für Wärme- und/oder Wasserstoffnetze, hat aber das Ziel herauszufinden, wo potentielle Wärmenetze wirtschaftlich aus- bzw. aufgebaut werden könnten und an welchen Stellen dies unwahrscheinlich ist.

Wärmenetze in Bocholt

Bisher existieren in Bocholt zwei Wärmenetze mit einer sogenannten leitungsgebundenen Wärmeversorgung: Das Wärmenetz im Bereich Feldmark West ist aktuell schon durch eine Wärmelieferung aus einer Biogas-Anlage auf eine treibhausgasneutrale Versorgung umgestellt. Wenn der Wärmebedarf der bisher versorgten Bereiche durch Sanierungen gesenkt werden kann, ist ein weiterer Ausbau dieses Netzes möglich.

Für das kleine Netz am Europaplatz muss eine alternative Energieversorgung gefunden werden, um dann einen Ausbau des Wärmenetzes in weitere Bereiche der Innenstadt zu ermöglichen. Für den Industriepark, Liedern und den Bereich Fildeken sollen Machbarkeitsstudien das Potential einer Realisierbarkeit von neuen Wärmenetzen ermitteln.

Es muss nun also für alle Gebiete detailliert geprüft werden, ob in Bocholt der Aus- oder Neubau von Wärmenetzen für Betreiber und Nutzer wirtschaftlich möglich ist. Überall wo dies von vornherein nicht der Fall ist (siehe blaue Gebiete in der Grafik), sind dann dezentrale Heizsysteme erforderlich, d.h. für jede Immobilie muss individuell geschaut werden, welche Art von Heizung in Zukunft genutzt werden kann.

Zukünftige Wärmeversorgung

Die Wärmeplanung sieht in den berechneten Szenarien in den meisten Bereichen die strombasierte Heizungsform über Wärmepumpen als wirtschaftlich wahrscheinlichste Heizvariante. Daher muss eine entsprechende Versorgung mit Strom gewährleistet werden. Zur Senkung des allgemeinen Wärmebedarfs wird das Erfordernis einer Verstärkung der Sanierungsmaßnahmen und weiterer Prüfungen für potentielle Wärmenetze prognostiziert.

Auch eine theoretische Umnutzung der Gasnetze mit Wasserstoff und Biomethan wurde in der Wärmeplanung betrachtet. Zum jetzigen Zeitpunkt kann jedoch nicht prognostiziert werden, ob diese Gase in Zukunft in ausreichender Menge für alle zur Verfügung stehen und zu welchem Preis diese dann gehandelt würden.

Die Bocholter Stadtwerke werden in den nächsten zwei bis drei Jahren einen Gasnetz- und einen Stromnetztransformationsplan erarbeiten. Dieser soll konkret aufzeigen, ob und wie die Netze in Zukunft treibhausgasneutral betrieben werden können. Es soll unter anderem sichergestellt werden, dass eine entsprechende Versorgung der Gebiete garantiert ist, in denen Wärmenetze unwahrscheinlich sind und wo deshalb mit dezentralen Wärmesystemen geheizt werden müsste.

Immobilieneigentümer können sich in nächsten Jahren zu den verschiedenen Möglichkeiten einer neuen Heizung und einer Sanierung zur Senkung des Wärmebedarfs beraten lassen. Die Stadt Bocholt plant entsprechende Förderungen für Beratungen durch zertifizierte Energie- und Effizienzberater. Ziel ist es, die Sanierungsquote zu steigern.

Grundsätzliche Informationen zur Wärmeplanung sind zu finden unter www.bocholt.de/waermeplanung. Fragen zur Kommunalen Wärmeplanung beantwortet Sascha Terörde, Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Bocholt, unter 02871 953-3002 oder per E-Mail an waermeplanung@bocholt.de.

 

Gebietseinteilung der kommunalen Wärmeplanung
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