Vor 200 Jahren, am 2. Februar 1818, wurde in Bocholt der Jurist Friedrich Reigers geboren, der aber heute vor allem als Verfasser der Bocholter Stadtgeschichte in Erinnerung geblieben ist. Das Porträt aus dem Atelier des Fotografen Bigge zeigt den Chronisten in seinen letzten Lebensjahren.
Nach seiner Schulbildung am Gymnasium in Coesfeld studierte der Sohn eines Kanzleirates zwischen 1836 und 1839 Jura in Bonn und Heidelberg. 1846 legte er die letzte juristische Prüfung ab und arbeitete zunächst bis 1851 an den Gerichten in Vreden und Stralsund. Anschließend war er als Kreisgerichtsrat in Borken tätig, wo er sich 1875 pensionieren ließ.
Friedrich Reigers, der sich zeitlebens durch größte Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ausgezeichnet hatte, kehrte schließlich in seine Heimatstadt zurück und wandte sich intensiv der Bocholter Stadthistorie zu. Man gestattete ihm die Einsicht in das städtische Archiv, und so entstanden unter seiner Feder nicht unbedeutende Publikationen, darunter die "Geschichtlichen Nachrichten über die Kirche Unserer Lieben Frau und das Minoritenkloster zu Bocholt" (1885), eine Abhandlung über den Bocholt-Werther Parochialstreit (1887) und 1891 sein Hauptwerk, die mehr als 900 Seiten umfassenden "Beiträge zur Geschichte der Stadt Bocholt und ihrer Nachbarschaft". Dieses erfuhr im Dezember 1907 eine Fortsetzung unter dem Titel "Die Stadt Bocholt während des 19. Jahrhunderts".
In Anerkennung seiner Verdienste um die Stadtgeschichte enthüllen Vertreter des Vereins für Heimatpflege Bocholt und der Pfarrgemeinde St. Georg in diesen Tagen am früheren Reigers’schen Wohnhaus am St.-Georg-Platz eine Gedenktafel. Dieses war bereits im Mai 1906 in einem Zeitungsleserbrief unter dem Hinweis angeregt worden, Friedrich Reigers habe sein Geschichtswerk der Stadt Bocholt gewissermaßen geschenkt. Ihm sei aber seitens seiner Vaterstadt nur wenig Dank entgegengebracht worden, gleichwohl "der bescheidende Mann […] Jahrzehnte seines Lebens dem Interesse der Stadt opferte."
Friedrich Reigers verstarb am 1. März 1906 im Alter von 88 Jahren. "In der Erinnerung und Dankbarkeit seiner Vaterstadt, an der er mit großer Liebe gehangen, […] wird er noch lange fortleben", schrieb 1918 das Bocholter Volksblatt zum Abschluss einer ausführlichen Biographie. Um einem drohenden Verlust entgegenzuwirken und um seine Bedeutung zu unterstreichen, druckte man 1963 das zweibändige Geschichtswerk in einer Neuauflage nach.