Mitte 1914 brach zwar der Erste Weltkrieg über Deutschland herein, dennoch lebten die Bocholter sozusagen im Frieden, weil die Stadt weit abseits der Kriegslinie lag und Bocholt nicht von irgendwelchen Kampfhandlungen betroffen war. Allerdings ging die militärische Auseinandersetzung u. a. mit der Seeblockade und mit einem Aushungerungsplan der gegnerischen Mächte einher, so dass die Menschen hierzulande vor allem unter dem Wirtschaftskrieg zu leiden hatten.
Da sich das ökonomische Handeln ausschließlich auf die militärischen Bedürfnisse ausrichtete, wurden praktisch alle innerhalb der Volkswirtschaft vorhandenen Güter, die ja nicht in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung standen, durch Gesetzte und Verordnungen der Zwangswirtschaft unterworfen.
Nahrungsmittelknappheit führte zu Schmuggel und Schleichhandel Für die Bevölkerung bedeutete dieses Einschränkungen, Entbehrungen und Verzicht bis hin zu Mangelerscheinungen, Armut und Not. Das größte Problem war die einsetzende Nahrungsmittelknappheit, die dazu führte, dass Betrügereien, Schmuggel und Schleichhandel aufblühten. Vor allem nutzten viele Bürger die Nähe zu den neutral gebliebenen Niederlanden, um ihre Schiebereien im Nachbarland unter der Hand ausführen zu können.
Mit der Abriegelung der Grenze – wie auf dem Foto dargestellt - versuchte man um die Jahreswende 1915/16, den Schwarzmarkt in den Griff zu bekommen. „Die Holländer sperren die Grenze mit Stacheldraht ab“, lautete der Titel dieser Bildvorlage, die als Postkarte in den Umlauf kam. Es handelt sich hier um einen Wegeabschnitt an der Keupenstraat zwischen Dinxperlo und Suderwick. Dort ließen die Behörden in gleichmäßigen Abständen Holzpfosten aufstellen und formten mit Hilfe von Stacheldraht einen fast undurchlässigen Grenzzaun. Rechts posiert ein Beamter auf einem der weißen, auf niederländischem Gebiet befindlichen Grenzsteine. Ende Dezember 1915 gab eine holländische Tageszeitung bekannt: „Te Dinxperlo zal de grensweg zoodanig met prikkeldraad worden afgesloten, dat het den grensbewoners onmogelijk wordt gemaakt telkens de grens over te steken om levensmiddelen naar de Pruisische overburen te brengen.“ Zaun erschwerte das Desertieren Wehrpflichtiger Die Grenzabsperrung sollte nicht nur dem Schmuggel aus und nach den Niederlanden Einhalt gebieten. Gelegentlich erschwerte sie auch das Desertieren deutscher Wehrpflichtiger aus der Umgegend, die sich vereinzelt über die nahe gelegene Grenze ins Ausland absetzten.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink