Wo sich heute Spaziergängerinnen und Spaziergänger durch den Stadtwald bewegen, befand sich bis Anfang der 1980er-Jahre ein weitläufiges Barackenlager – das sogenannte Stadtwaldlager. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diente es als Unterkunft für Geflohene aus Lettland, Estland und Litauen. Neben über 7.000 jüdischen Überlebenden von Konzentrations- und Vernichtungslagern fanden ab 1950 auch zahlreiche Flüchtlinge aus der DDR dort ein vorübergehendes Zuhause.
An diese wechselvolle Geschichte erinnert im Rahmen eines Ersatztermins für den 25. Oktober eine öffentliche Führung am Samstag, 29. November 2025, um 14 Uhr. Die Bocholter Heimatforscher Josef Niebur und Hermann Oechtering erläutern bei dem rund eineinhalbstündigen Rundgang die unterschiedlichen Nutzungen des Lagers in der unmittelbaren Nachkriegszeit und berichten über die Schicksale der sogenannten Displaced Persons – Menschen, die nach 1945 nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten.
„Der Rundgang bietet einen eindrucksvollen Einblick in ein bislang wenig bekanntes Kapitel der Bocholter Stadtgeschichte und macht deutlich, wie eng auch Bocholt mit den Nachwirkungen des Krieges und der europäischen Fluchtgeschichte verbunden ist“, sagt Oliver Brenn, Geschäftsbereichsleiter Kultur und Archiv der Stadt Bocholt.
Die Führung findet im Rahmen des Projekts „Blind Spots“ statt. Diese Veranstaltungsreihe widmet sich der Geschichte der Displaced Persons in Westfalen-Lippe. Dabei handelt es sich um ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, die nach Kriegsende von den Alliierten in speziellen Lagern untergebracht wurden.
Für die Region Westfalen-Lippe sind 38 solcher Lager bekannt. Ihre Geschichte wird im Rahmen des Projekts mit einem vielfältigen Programm an den Standorten Haltern am See, Bocholt, Bochum, Münster und Soest aufgearbeitet.
Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich unter www.stadtmuseum-bocholt.de









