Das Internationale Familienfest am Textilmuseum in Bocholt war erneut ein großer Publikumsmagnet: Nach Schätzungen der Veranstalter besuchten am 1. Mai bei sommerlichem Wetter über den Tag verteilt bis zu 7.000 Menschen die Veranstaltung, bei der Kulturvielfalt und Begegnung im Mittelpunkt standen. Im Jahr der Europawahl erhielt das Thema Europa diesmal ein besonderes Augenmerk.
"Welch ein außergewöhnlicher Tag", sagte Martin Schmidt, kommissarischer Leiter des LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) Museum Textilwerk, der gemeinsam mit Bruno Wansing, Leiter des Integrationsbüros der Stadt Bocholt, dem Förderkreis des Textilmuseums und dem Integrationsrat der Stadt Bocholt die 12. Auflage organisiert hatte.
Das taten die Initiatoren gemeinsam mit 25 Kulturvereinen in der Stadt Bocholt, die die Gelegenheit nutzten, um sich, ihre Kultur und ihre kulinarischen und künstlerischen Spezialitäten einem großen Publikum zu präsentieren.
Für viel Aufsehen sorgte eine künstlerische gestaltete Raupe, die als überlebensgroßes Exemplar zweimal als Walking-Act über das Gelände lief und für Aufsehen sorgte. "Diese Aktion steht symbolisch für die Bedrohung unserer Artenvielfalt", kommentierte Sonja Wießmeier vom Europe-Direct Büro der Stadt.

Miteinander ins Gespräch kommen
Bürgermeister Thomas Kerkhoff wünschte sich, dass viele Bocholterinnen und Bocholter aber auch Gäste der Stadt auf der traditonellen Maitour am Textilmuseum vorbeischauen: "Wir können hier sehen, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist, hier haben wir die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen." Es gebe aktuell viel zu viele, die das Trennende suchen. "Hier und heute ist es wichtig, dass wir zeigen, dass wir im Austausch sind und dass wir eine plurale und multikulturelle Gesellschaft haben. Auch dafür steht dieses Familienfest und ich möchte mich schon jetzt bei allen bedanken, die mitgeholfen haben, dass es in dieser Form stattfinden kann", so der Bürgermeister.
Es präsentierten sich folgende Vereine:

Afghanische Gemeinschaft Bocholt
Afghanischer Kulturverein Bocholt
Deutsch-Syrischer Verein Bocholt
Italienischer Kulturverein Bocholt
Kulturverein Akdeniz-Aleviten Bocholt
Deutsch-Türkische Gesellschaft Bocholt
Türkischer Elternbund Bocholt
Kroatische Kulturgemeinschaft Bocholt
Centuro Cultural Espanol
Internationaler Mesopotamischer Kulturverein Bocholt und Umgebung
Deutsch-Chinesische Gesellschaft Bocholt
Deutsch-Französische Gesellschaft Bocholt
Deutsch-Britische Gesellschaft Bocholt
Deutsch-Albanische Gesellschaft Bocholt
Koptischer Verein Bocholt
Eritreischer Kulturverein Bocholt und Umgebung

Folgende Organisationen und Verbände nahmen teil:

Stadt Bocholt – ESB, Feuerwehr, Personalabteilung
Bündnis für Familie
Deutsches-Rotes Kreuz
Europe Direct Bocholt
Europa-Union Bocholt
EWIBO
Integrationsrat Bocholt

"Ich bedanke mich bei den Kulturvereinen, den Kolleginnen und Kollegen des LWL und besonders bei Martin Schmidt für den Einsatz", sagte Bruno Wansing. "Wir haben mit diesem Fest ein weiteres Zeichen für die Gemeinschaft in der Stadt Bocholt gesetzt und es geschafft, den vielen Besucherinnen und Besuchern zu zeigen, wie bunt Bocholt kulturell ist und wie bunt Bocholt auch kulinarisch isst."

Europäische Werte im Focus
Besonderen Wert legten die Veranstalter diesmal auf das Thema Europa. So diskutierten Sonja Wießmeier vom Europe-Direct-Büro, Juan Lopez Casanava, Vorsitzender des Integrationsrates, Gudrun Koppers, stellvertretende Bürgermeisterin und Mitglied des Integrationsrates sowie Peter W. Wahl von der Europa-Union über die europäischen Werte. Wahl betonte, dass er auch die Freiheit an erster Stelle sehe, aber unabdingbar sei auch die Rechtsstaatlichkeit. "Sie ist die Grundlage aller weiteren Rechte, weil dadurch alles abgesichert wird." Es gebe in den Ländern natürlich unterschiedliche Auffassungen. "Während Deutsche eher den Fokus auf die Sicherheit legen, ist das bei den Niederländerinnen und Niederländern umgekehrt, bei ihnen steht eher die Freiheit an erster Stelle."
Gudrun Koppers betonte, dass ihr die Demokratie am wichtigsten sei. "Das bezieht sich nicht nur auf die Wahl, sondern auf das Miteinander. Demokratie heißt auch, hingehen, mitmachen und seine Stimme auch abgeben." Sonja Wießmeier liegt die Freiheit besonders am Herzen: "Freiheit ist ein so großer Begriff. Ich darf sagen, was ich möchte, ich bekomme auch Gegenworte; ich kann meinen Wohnsitz frei wählen, ich kann arbeiten wo ich möchte und vieles mehr - das alles ermöglicht mir Europa.".
"Wir sind alles Menschen", betonte Juan Lopez Casanava den Gleichheitsgrundsatz. "Für mich ist es auch wichtig, dass im Europaparlament alle Sprachen gesprochen werden, alle sind gleich."
Passend zum Thema Europa kam dann aus der belgischen Partnerstadt Bocholt die Band "Million" zu ihrem Auftritt. Es gibt in Bocholt zwar keinen belgischen Kulturverein, aber die Partnerschaft mit der gleichnamigen Stadt. Die Band mit Marco Nochese, Dries Boonen Kevin Martens und Sil Van Aken sorgten für beste Stimmung. Das taten auch "Ben Sun and Friends", Yong Mei Xu, die Seniorentanzgruppe des DRK, der Kinderchor des mesopotamischen Kulturvereins unter der Leitung von Selda Koldamca, Edlira und Elton Harapi sowie Teuta Dervishi mit der albanische Tanzgruppe, die türkische Kindertanzgruppe mit Gül Balci vom Türkischen Elternbund und ganz zu Beginn und als Walking Act immer wieder auf dem gesamten Gelände Suonatoni di Taonmina, zwei sizilianische Straßenmusiker.

Museumsführung in 10 Sprachen
Die Museumsführungen wurden mit Hilfe der Kulturverein mehrsprachig angeboten. Bei jeder Führung war ein Mitglied eines Kulturvereins dabei, der die deutschen Ausführungen in Französisch, Englisch, Arabisch, Albanisch, Afghanisch, Türkisch, Kroatisch, Hindi und Urdu sowie Spanisch übersetzte.
Für die Kinder gab es neben den Fahrten mit dem Dampftraktor auch noch Märchenerzählerinnen und einen Zauberer, der nicht nur die Kleinen in seinen Bann zog. Im Arbeiterhaus bot die Deutsch-Chinesische Gesellschaft einen Kaligraphi-Workshop an, die Deutsch-Französische Gesellschaft lud zum Boulen ein, die Deutsch-Britische Gesellschaft hatte nicht nur leckere Sandwiches und Tee am Stand, dort wurde auch fleißig geschminkt.

Stadtverwaltung präsentiert sich als Arbeitgeberin
Die Stadt Bocholt präsentierte sich mit einem eigenen Stand und nutzte die Gelegenheit, mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. Dabei halfen die Fahrzeuge des Entsorgungs- und Servicebetriebes und der Feuerwehr, die schnell umlagert waren.
"Es war eine tolle Veranstaltung und wir bedanken uns bei den vielen Helferinnen und Helfern, die dafür gesorgt haben, dass es für alle ein unvergesslicher Tag geworden ist", zog Bruno Wansing von der Stadt Bocholt ein positives Fazit.
Unterstützt wurde das Familienfest u.a. durch die Aktion "Europa-Schecks" des Landesministeriums NRW.

Eine Nachlese mit Fotos gibt es auf der städtischen Webseite unter www.bocholt.de/familienfest .

Dieser Meldung sind folgende Medien zugeordnet:

Familienfest am 1. Mai - Bild 1