Kann ein geteiltes E-Auto als Zweit- oder Drittwagen im ländlichen Raum funktionieren? Um diese Frage im Alltagsversuch zu beantworten, haben sich jetzt die Nachbarinnen und Nachbarn der Pfarrer-Wissing-Straße in Barlo und am Elsenpass in Lowick erfolgreich für ein Pilotprojekt beworben.
Zukünftig steht den teilnehmenden Haushalten in Lowick und Barlo jeweils ein Mercedes EQA und eine E-Ladesäule zur Verfügung, die sie gemeinschaftlich nutzen können. In Lowick steht außerdem ein Renault ZOE zur Verfügung. Eine zugehörige App ermöglicht die Terminbuchung für die beteiligten Haushalte.
Die Fahrzeuge und die zugehörige Lade-Infrastruktur sind Teil des Projektes "Nachbarschaftliches Carsharing" der LEADER-Region Bocholter Aa. Ziel ist es, in den Außenbezirken ein attraktives Angebot zu machen und so den Zweit- oder Drittwagen effektiv einzusparen.

Im vergangenen Jahr konnten sich Nachbarschaften für die Teilnahme am Projekt bewerben. Insgesamt zehn Nachbarschaften in der Region wurden für das Pilotprojekt ausgewählt, zwei davon in Bocholt. "Gerade im ländlichen Raum ist man hin und wieder auf den Zweitwagen angewiesen", sagt Benedikt Braems, der sich für seine Nachbarschaft an der Pfarrer-WissingStraße in Barlo für das Projekt eingesetzt hat.
"Insbesondere in der kalten und nassen Jahreszeit lassen sich nicht alle Besorgungen und Termine mit zwei Kindern ausschließlich mit dem Fahrrad realisieren", sagt Braems. Er wolle langfristig auf den vorhandenen Zweitwagen verzichten. "Wir freuen uns, dass es nun auch ein Carsharing bei uns in Barlo gibt und sind gespannt, ob es nach dem Jahr eine Fortsetzung in größeren Kreis geben wird", sagt er.
Das Förderprojekt ist zunächst für ein Jahr angelegt. Die notwendigen Ladesäulen wurden in Bocholt durch die Bocholter Energie- und Wasserversorgung GmbH (BEW) errichtet und durch Fördermittel finanziert. Sie können auch im Anschluss an das Projekt weiter öffentlich genutzt werden.
Auch Stefan Lammers aus Lowick freut sich darauf, künftig auf das Elektroauto seiner Nachbarschaft zurückgreifen zu können: "Seit Corona muss ich nicht mehr täglich ins Büro pendeln, sondern kann die meiste Zeit im Home Office arbeiten", berichtet er. Durch diesen Umstand werde in seiner Familie der Zweitwagen nur noch selten genutzt. "Die Ablösung durch eine Carsharing-Lösung ist für uns eine echte Alternative", sagt Lammers.
Am Ende des Projektzeitraumes werde ein Resümee gezogen, teilt Bocholts Stadtbaurat Daniel Zöhler mit. Dann werden die Projektteilnehmerinnen und –teilnehmer befragt. "Wir werden schauen, wie oft das Angebot letztendlich genutzt wurde", so Zöhler. "Wir als Stadt erhoffen uns, dass das super angenommen wird – und dass sich dieses Modell am Ende auch selbst tragen kann."

Förderung durch LEADER
Gefördert wird das Projekt zum Großteil durch die LEADER-Region Bocholter Aa , eine Initiative zur Stärkung des ländlichen Raumes. Angelegt ist es zunächst für einen Zeitraum von einem Jahr. Ein E-Carsharing-Dienstleister übernimmt die technische Einweisung und steht den Anwohnerinnen und Anwohnern für technische Fragen zur Verfügung.

 

Bild: E-Carsharing Bocholt (Copyright: Stadt Bocholt)