Den Unternehmen fehlten im April bundesweit 171.400 Arbeitskräfte im so genannten MINT-Bereich, also in den Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dies waren 25 Prozent mehr als noch im April 2015 und 70 Prozent mehr als zu Beginn des vorherigen Jahres. Das ist das Ergebnis des sog. MINT-Reports, auf den der hiesige Unternehmerverband hinweist. Der MINT-Report wird zweimal jährlich durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt.
Die Studie sieht insbesondere Probleme im Bereich der Facharbeiter. Während bei den MINT-Akademikern kontinuierlich Beschäftigung aufgebaut wird, ist die Zahl der Erwerbstätigen mit einer MINT-Berufsausbildung seit 2011 um jährlich 36.000 zurückgegangen. „Auch die Rückmeldungen der Unternehmen aus unserer Region zeigen ein ähnliches Bild. Rund ein Drittel der Unternehmen verzeichnet bereits heute einen konkreten Mangel an Fachkräften. Die Unternehmen würden gerne einstellen, finden aber kaum mehr MINT-Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt – der Nachwuchs fehlt", so Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. Zudem habe die abschlagsfreie Rente mit 63 den Betrieben zusätzlich knapp 20.000 wertvolle Fachkräfte entzogen.
Der Unternehmerverband sieht vor diesem Hintergrund Handlungsbedarf. „Wir brauchen mehr Ausbildungsnachwuchs in den technischen Berufen, die alle Chancen für die Zukunft bieten. Zu viele junge Leute glauben aber, dass allein ein Studium Perspektiven bietet. Doch das ist ein Irrglaube“, erläutert Jonetzko, der unter anderem auf gute Verdienstmöglichkeiten der Facharbeiter verweist. „Oftmals verdienen Meister sogar mehr als Akademiker“, weiß Jonetzko, der dazu aufruft, wieder stärker den Wert der Ausbildung zu erkennen.
Jonetzko sieht alle Seiten gefordert, mehr als bisher über die Vorzüge einer dualen Ausbildung zu sprechen. Schulen und Elternhäuser seien ebenso gefragt, wie die Unternehmen selbst. Die Wirtschaft müsse insgesamt den Kontakt zu den Schulen noch weiter intensivieren, um frühzeitig Ausbildungschancen zu verdeutlichen. Gleichzeitig sollten sich die Schulen für die regionale Wirtschaft öffnen.
Dem Unternehmerverband nutze dafür intensiv seine Brückenfunktion. Er unterbreitet beispielsweise Lehrern konkrete Angebote, Ausbildungsberufe in den Betrieben zu erkunden, damit entsprechende Perspektiven Eingang in den Unterricht finden können. Ebenso sei derzeit wieder ein Info-Truck auf den Schulhöfen der Region unterwegs, der Schülern technische Berufe näher bringt. „Insgesamt brauchen wir aber eine deutliche Aufwertung der MINT-Fächer in den Schulen. Nicht Abschreckung durch schwierige mathematische Formeln, sondern eine frühzeitige, spielerische Heranführung an die Faszination Technik ist gefragt“, meint Jonetzko.
Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).
(Foto: Unternehmerverband)