Lucy Büschlepp wurde am 20. Dezember 1917 als einziges Kind des städtischen Vermessungsbeamten Karl Büschlepp und seiner Ehefrau Therese geb. Tenbrock in Bocholt geboren. Sie schloss ihre Schulausbildung am damaligen Marienlyzeum (heutigem Mariengymnasium) Bocholt im Jahre 1937 mit dem Abitur ab und studierte nach dem Pflichtarbeitsdienst im Nationalsozialismus an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen Graphik und Malerei von 1939 bis 1941, u.a. bei Josef Urbach, Hermann Schardt, Josef Pieper und Theodor Rüsing. Reisen durch viele Regionen Deutschlands, Studienfahrten, Aufenthalte in Worpswede, in der Lüneburger Heide und in den Niederlanden erweiterten die Erfahrung und das Können der jungen Künstlerin.
1942 heiratete sie den Forstlehrer Heinz Vollbrecht. Bis zum Tod ihres Mannes im Zweiten Weltkrieg wohnte sie in Neuroofen in Mecklenburg. 1944/45 kehrte sie mit ihrer Tochter nach Bocholt zurück und war hier als freischaffende Künstlerin tätig. Im Oktober 1995 ist sie in Bocholt gestorben.
Der Wiederaufbau Bocholts und der sich daran anschließende Ausbau der Stadt ist vielfältig mit Lucy Vollbrecht-Büschlepps künstlerischem Wirken verbunden: In und an öffentlichen Gebäuden sichtbar sind Mosaiken, z. B. in der Pausenhalle des Euregiogymnasiums und des Berufskollegs am Wasserturm, an der Familienbildungsstätte am Ostwall, in der Hl.-Kreuz-Kirche, im Außenraum in Bocholt-Hemden eine beindruckende Bildstockpieta, in Marienthal auf dem künstlerisch gestalteten Friedhof und in weiteren Gemeinden des Niederrheins.
Die Kapelle des Klarissenklosters wurde von ihr außerhalb und innerhalb der Klausur mit Tabernakelstele, Altartisch, Chorgestühl, Klausurgitter sowie Glasfenstern neugestaltet. Im Großen Saal des Historischen Rathauses schuf sie Medaillonfenster (nach historischen Entwürfen Jan van Lintelos, 17. Jh.), Glasbilder in den Eingangshallen des Mariengymnasiums und des St.-Georg- Gymnasiums, sämtliche Fenster der Mussumer Kirche Maria Trösterin und auch Werke in den Kirchen St. Norbert und St. Bernhard sind in Bocholt zu finden. Lucy Vollbrecht-Büschlepp arbeitete stets ausschließlich mit den Werkstätten für Glasmalerei, Mosaiken und Restaurierung Derix in Kevelaer, einer Firma von internationalem Ruf, zusammen.
Auch außerhalb Bocholts verwirklichte Lucy Vollbrecht-Büschlepp öffentliche Kunst, etwa in Wesel eine Bronzeskulptur an der Familienbildungsstätte, in Münster ein Mosaikfries in der Salvatorianer- Kapelle und ein Mosaik in der Bonifatiuskirche.
Zum Nachlass der Künstlerin gehören auch frühe, bislang unbekannte Arbeiten. Gemälde, Wandbehänge, viele Aquarelle und zahlreiche Kartonentwürfe für Kirchenfenster und Kabinettscheiben sowie für Mosaiken. Eine Fülle von Zeichnungen, Skizzen und Collagen reichert den Nachlass an.
Vollbrecht-Büschlepps Werke prägen Kirchen, öffentliche Gebäude und private Wohnungen nicht nur in Bocholt und Umgebung und am Niederrhein, sondern auch im weiteren Münsterland und darüber hinaus z. B. in Baltimore (USA), Osaka (Japan) und in den Niederlanden. Ihre Werke waren bei Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, darunter in Einzelausstellungen mehrfach in Bocholt, weiter u.a. in Apeldorn, Bielefeld (ZIF), Dornum, Frankfurt (Paulskirche) und in Münster.
Nach dem Tod der Tochter Heide Haase und deren Mann Hubert Haase sollte die im Wohnhaus der Künstlerin befindliche, gesamte Sammlung ihrer Werke auf Wunsch der beiden Enkel Rike Gebert und Kai Haase möglichst in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben und auch in Abständen in der Heimatstadt Bocholt der Künstlerin gezeigt werden. Über den Euregio-Kunstkreis, dessen Vorstandsmitglied Lucy Vollbrecht-Büschlepp seit der Gründung im Jahre 1972 war und über dessen ebenfalls langjährigem Vorstandsmitglied Georg Ketteler, der mehrere Ausstellungen mit Werken von Lucy Vollbrecht- Büschlepp begleitete, kam der Kontakt zur Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt zustande. Die Stiftung ist Eigentümerin des Kunsthauses an der Osterstraße, welches auch vom Euregio-Kunstkreis für Ausstellungen genutzt wird.
Die beiden Enkel der Künstlerin haben nun die gesamte Sammlung an eigenen Kunstwerken der Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt mit den Auflagen geschenkt, die Sammlung in ihrer Gesamtheit als Zeugnis des Lebenswerkes von Lucy Vollbrecht-Büschlepp zu erhalten und diese auch immer wieder in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aktuell ist die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Euregio-Kunstkreis damit beschäftigt, die gesamte Sammlung zu katalogisieren und zu fotografieren. Im Anschluss gibt es bereits erste Ideen für verschiedene Ausstellungen im Kunsthaus an der Osterstraße bzw. an anderen Stellen in der Stadt. So ist bereits mit der Pfarrgemeinde St. Georg Bocholt vereinbart worden, im Rahmen des Stadtjubiläums 2022 in der St.-Georg-Kirche die Ausstellung der von der Künstlerin gestickten eindrucksvollen Kreuzwegstationen in der Fastenzeit 2022 und als Beitrag zum Stadtjubiläum 2022 zu zeigen.
Als Eigentümer des Kunsthauses ist die Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt sehr dankbar für die Schenkung des künstlerischen Nachlasses von Lucy Vollbrecht-Büschlepp. Denn in direkter Nachbarschaft zum Kunsthaus befindet sich auch in Bocholt der Lucy Vollbrecht-Büschlepp-Platz. Am 27. April 2006 benannte der Bezirksausschuss Mitte das Straßendreieck Osterstraße/Langenbergstraße/Südmauer in Lucy-Vollbrecht-Büschlepp-Platz um. So kann zukünftig im direkt angrenzenden Kunsthaus auch immer wieder eine Ausstellung zum Wirken der Künstlerin gezeigt werden. Bereits zum 100. Geburtstag von Lucy Vollbrecht-Büschlepp wurde im gegenüberliegenden Stadtmuseum und auch im Kunsthaus eine umfangreiche Ausstellung ausgerichtet.
Lucy Vollbrecht-Büschlepp ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen aus Bocholt. 1983 wurde sie mit der Stadtplakette der Stadt Bocholt ausgezeichnet. Für ihr künstlerisches Werk im Öffentlichen Raum und für den jahrzehntelangen Einsatz im Verein für Heimatpflege und im Euregio-Kunstkreis erhielt sie 1992 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ebenso war sie Gründungsmitglied des Bocholter Soroptimist Club.
Die Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt bedankt sich noch einmal ausdrücklich bei den beiden Enkeln der Künstlerin für die Schenkung des künstlerischen Nachlasses von Lucy Vollbrecht-Büschlepp und wird den Nachlass in seiner Gesamtheit erhalten und regelmäßig auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.