In den Industrieländern nimmt das Interesse junger Leute an IT-Berufen ab – dieses

überraschende Ergebnis geht aus einer Pisa-Sonderstudie hervor. Obwohl heute

15-Jährige in der OECD mit Computer, Internet und Handy aufwachsen, möchten

sie das nicht beruflich machen. „Schon jetzt fehlen in Deutschland nach

Berechnungen des Branchenverbandes Bitkom 124.000 IT-Spezialisten. Und das zu

einer Zeit, in der wir in Sachen Digitalisierung den Anschluss nicht verpassen

dürfen“, warnt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des

Unternehmerverbandes. Deshalb betont er, wie wichtig Einblicke in die Arbeitswelt

sind – nur so könnten Schüler die Bandbreite der Berufswelt kennen lernen.

In der OECD träumen die 15-Jährigen eher von traditionellen Berufen. Mädchen

möchten Ärztin, Lehrerin, Kauffrau, Erzieherin oder Psychologin werden; bei den

Jungen stehen Ingenieur, Kaufmann, Polizist, Lehrer und Arzt ganz oben. „In

Deutschland sind zumindest die Jungen IT-affin, bei Mädchen taucht ein IT-Beruf in

der Top10 aber gar nicht auf“, bedauert Schmitz. Schon lange ist der

Unternehmerverband deshalb in Sachen Berufsorientierung unterwegs, um die so

genannten MINT-Berufe mehr in den Fokus der Schüler zu bringen. „Wer sich

darüber beschwert, wie wenig man als Frisörin oder Arzthelferin verdient, sollte die

Augen schon bei der Berufswahl aufmachen“, so Schmitz. Mechatroniker,

Zerspanungsmechaniker oder IT-Systemelektroniker – in diesen Berufen haben

man nicht nur gute Verdienst-, sondern auch Weiterbildungs- und Aufstiegschancen.

Schon in der Schule, und explizit an Gymnasien, müssen aus Sicht der

Arbeitgeberorganisation die Berufsberatung und die Einblicke in die Arbeitswelt

noch weiter ausgebaut werden. „Wer einen Betrieb von innen sieht, eine CNC-

gesteuerte Maschine bedienen darf oder mit Berufsanfängern ins Gespräch kommt,

der weiß dann ziemlich genau, was in einer Dualen Ausbildung auf ihn zukommt“,

sagt Wolfgang Schmitz. Dazu biete sein Verband hiesigen Schülern z. B. mit dem

InfoTruck der Metall- und Elektroindustrie beste Möglichkeiten: „In dem Hightech-

Gefährt, das im Frühjahr auch wieder an Rhein und Ruhr tourt, werden technische

Berufe zum Ausprobieren vorgestellt. Der zweistöckige Lkw hält direkt vor den

Firmentoren, sodass sich die Schüler im Anschluss auch im Betrieb ein ganz

praktisches Bild machen können.“

Weitere Ideen, wie die Schüler die Berufswelt noch stärker und früher erreicht, hat

Schmitz parat: Unternehmer gehen an die Schulen, Schüler und Lehrer hingegen in

die Betriebe; es können Kooperationen abgeschlossen oder Jobmessen besucht

werden. „Unsere Arbeitskreise Schule / Wirtschaft etwa sorgen dafür, dass Lehrer

Betriebe und Arbeitswelt kennen lernen und diese Erfahrungen als Multiplikatoren

an ihre Schüler weitergeben.“

Nicht zuletzt könnte Informatik, wie es auch jüngst mit dem Schulfach „Wirtschaft“

geglückt ist, als Pflichtfach an Schulen verankert werden. Vor allem plädiert der

Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes aber dafür, dass die Schüler in

zweifacher Hinsicht über den Tellerrand schauen. „Es gibt über 300 Duale

Ausbildungsberufe in spannenden Branchen. Wer sich zu früh auf seinen Traumjob

oder die Top10 der Berufe festlegt, verpasst viele Chancen.“ Gleiches gelte, wer zu

sehr in Klischees verhaftet bleibt: „In der Pflege hat man quasi eine Jobgarantie,

Fachkräfte werden überall gesucht. Warum sollten nicht auch Jungen diese Berufe

in den Blick nehmen?“ Der Job sei nicht nur sicher, sondern auch zutiefst

menschlich. Also genau richtig für all jene, die auch nach einem Sinn in ihrer

Beschäftigung streben.

Weitere Informationen über die Angebote des Unternehmerverbandes für Lehrer,

Schüler und Firmen auf www.unternehmerverband.org

Bildunterschrift: Vor allem Mädchen für technische Berufe zu begeistern – darauf

muss nach Ansicht des Unternehmerverbandes die Berufsberatung schon früh in

den Schulen abzielen. (Foto: istock)