Bocholt. Neue und überraschende Akzente prägen im Sommer die Bocholter Innenstadt. Von 24. Juni bis 25. September 2022 präsentiert der französische Künstler Nicolas Lavarenne in der Innenstadt von Bocholt in der Luft schwebende Figuren, die von Stelzen oder Stangen oder Seilen über sechs Meter in den Himmel gehoben werden – kraftvoll, schillernd, rigoros und gleichzeitig minimalistisch. Kunstwerke, die entsprechenden Raum benötigen, um zur Geltung zu kommen. „Die Stadt Bocholt mit ihren z.T. historischen aber auch modernen Bauwerken und Plätzen bietet die würdige Kulisse, um die Werke beeindruckend in Szene zu setzen, die Skulpturenausstellung ist ein Hingucker für alle Besucher und Besucherinnen“, ist Elisabeth Kroesen, erste stellvertrende Bürgermeisterin, bei der Ausstellungseröffnung überzeugt.

Mitinitator Ludger Dieckhues vom Stadtmarketing hegte schon lange den Plan, die Kunstwerke von Nicolas La- varenne nach Bocholt zu holen. Die in 2019 eingereichte Bürgeridee – eine internationale Kunstausstellung zum Jubiläumsjahr – war der passende Aufhänger. „Ich habe die Werke von Lavarenne 2016 in Antibes gesehen mit dem Gedanken: die Skulpturen müssten mal nach Bocholt. Dann die Bürgeranregung. Also eine 800 Jahre-Aktion! Die Kunstausstellung ist ein besonderes Highlight zum 800-jährigen Stadtjubiläum und macht Bocholt in diesem Jahr zum Kunststandort,“ meint Ludger Dieckhues, Geschäftsführer des Stadtmarketings. Die erste deutsche und mit 28 Skulpturen an 22 Standorten eine der größten Ausstellungen des Künstlers soll eine überregionale Strahlkraft erzeugen, die Besucherinnen und Besucher aus der Region nach Bocholt in die Innenstadt holen. „Jubiläum feiern und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt aufwerten – passt doch,“ ist sich Dieckhues sicher. Die spannenden Inszenierungen der Skulpturen und die besonders ausgewählten Standorte laden dazu ein, die Perspektive zu wechseln und rücken Bauwerke in den Fokus – sie stehen stets in Beziehung zu relevanten Gebäuden und touristischen Besonderheiten. Die Skulpturen sind nackt, die Geschlechtsteile sind prominent, sie fallen auf. Die äußerst realistische Darstellung gehört zum Stil von Nicolas Lavarenne.

"Ich forme meine Skulpturen äußerst realistisch, dabei strebe ich nach dem Ausdruck durch die Körperhaltung, mich interessiert die paradoxale Dualität der Situationen. Perfektes Gleichgewicht, jedoch nur für einen Augenblick. So scheinen die nackten Körper unter dem Auge des Betrachters zu pendeln, dieser entscheidet, ob sie abstürzen oder sich erheben werden.“ so Lavarenne. Der Künstler selbst hat zusammen mit Stadtmarketing-Mitarbeiter Tim Becker in den vergangenen Tagen die Skukpturen in Bocholt aufgestellt.

Wie viel Zeit Lavarenne in eine Skulptur investiert, weiß er nicht. „Als Künstler zählt man nicht die Stunden, sondern nur das Resultat.“ 

Mit seinen monumentalen Skulpturen ist Nicolas Lavarenne über Frankreich hinaus bekannt geworden. Zu seinen größeren Ausstellungen der letzten 10 Jahre gehörten Port Fréjus (F. – 2019 – 19 Skulpturen), Antibes (F. – 2016 – 19 Skulpturen), Interlaken (CH. – 2014 –16 Skulpturen) und Aix-en-Provence (F. – 2012 – 22 Skulpturen). Lavarennes Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Europa und den USA – er ist in verschiedenen Galerien europaweit in Dauerausstellungen vertreten. Die Ausstellung in Bocholt ist seine erste in Deutschland. Die Skulpturen sind Replikas aus Fiberglas – die Originale aus Bronze wären zu schwer.

Mit der Vernissage am 24. Juni 2022 um 17 Uhr am Neutorplatz in Bocholt wurde die Ausstellung in einem gebührenden Rahmen eröffnet. Und die Lavarenne-Skulptur „Defi“, welche auch nach der Ausstellung dauerhaft in Bocholt am Neutorplatz verbeiben wird, enthüllt.

Ermöglicht wurde diese große internationale Skulpturenausstellung in Bocholt durch ein großzügiges finanzielles Engagement der Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt zur Förderung von Wissenschaft, Kultur und Umweltschutz. „Solch ein Kunsthighlight gehört zum Stadtjubiläum, das wertet unsere Innenstadt auf, das schafft überregionale Aufmerksamkeit, das ist etwas Besonderes für Bürgerinnen und Bürger, das unterstützt die Stadtsparkassenstiftung gern,“ erläutert Kai Enck, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung. Vor allem aber soll nach den Vorstellungen von Stadt Bocholt, Stadtsparkasse Bocholt und Stadtmarketing Bocholt diese Ausstel- lung nicht einfach im September des Jubiläumsjahres 2022 auslaufen. „Es soll etwas bleiben von der Skulpturenausstellung - über das Jubiläumsjahr hinaus,“ so Karl-Heinz Bollmann, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Bocholt. Deswegen entschied sich die Stadtsparkasse Bocholt im Rahmen eines Sondersponsorings zum Stadtjubiläum zur Finanzierung einer Bronzeskulptur von Nicolas Lavarenne an der Aa am Neutorplatz. Diese Skulptur „Defi“ wurde im Rahmen der Ausstellungseröffnung vom Künstler, von den Sparkassenvorständen Karl-Heinz Bollmann und Joachim Schüling sowie vom Ersten Stadtrat Thomas Waschki enthüllt. „So leisten wir als Stadtsparkasse Bocholt einen Beitrag zur Kunst im öffentlichen Raum und schaffen eine dauerhafte Erinnerung an der 800-jährige Jubiläum,“ sagt Sparkassen-Vorstand Karl-Heinz Bollmann. Und der Erste Stadtrat Thomas Waschki, zugleich ebenfalls Vorstandsmitglied der Stiftung der Stadtsparkasse Bocholt zur Förderung von Wissenschaft, Kultur und Umweltschutz, ergänzt: „Die zahlreichen Skulpturen, die bis zum 25. September in der Bocholter Innenstadt zu sehen sind, machen einen Besuch in Bocholt zu einem Erlebnis in der City. Wir stellen Kunst im öffentlichen Raum aus, was wir in dem Umfang und in der Größe in Bocholt noch nicht hatten -und eine Skulptur bleibt uns am Neutorplatz durch das Engagement der Stadtsparkasse auch nach Ende der Ausstellung erhalten!“

Kurzbiografie Nicolas Lavarenne:

Nicolas Lavarenne wurde 1953 in Chamalières, Frankreich, geboren und wuchs in Nizza auf. Seine Eltern waren beide Kunstlehrer und sein Vater war ebenfalls Maler. Lavarenne verfolgte zunächst sein Interesse am technischen Zeichnen und machte sein technisches Abitur in Maschinenbau. Anfang der 80er Jahre, nachdem er lange nach seinem Platz gesucht hatte, kehrte er zur Kunst zurück und beschloss, Bildhauer zu werden. Er macht sich mit der Holzschnitzerei vertraut, indem er einige Jahre lang als Handwerker an der Verzierung und Holzdekorationen von Möbeln arbeitete. Mit der Zeit fand er die Ergebnisse nicht mehr zufriedenstellend. Er begann mit den Materialien Gips und Wachs zu experimentieren, bis er schließlich zur Bronze überging und das unverwechselbare Oeuvre entwickelte, das wir heute sehen. Mehr als dreißig Jahre später ist Nicolas Lavarenne heute ein in der internationalen Kunstszene anerkannter Künstler, der mit seinen Skulpturen gerne um die Welt reist.

Lavarennes Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in ganz Europa und den USA. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seine erste Auszeichnung, den Publikumspreis auf der Biennale des UMAM in Nizza erhielt er 1984. Weitere folgten unter anderem 1998 mit dem Prix du Public in Antibes und zuletzt 2013 mit dem Prix de la Napoule.

Das Wort des Künstlers

„Meine Forschung und meine Arbeit haben mich zu Bronzeskulpturen geführt, die paradoxerweise luftig und himmlisch wirken, als würden sie von Dreibeinen, Stelzen, Stangen oder Schäften in den Himmel gehoben, eine Art Kraftlinien, Hochspannungsleitungen, fulminant, kräftig, streng und minimalistisch zugleich. Sie stehen in einem einzigartigen Kontrast zu der knochenförmigen, fast barocken Komplexität des menschlichen Körpers, der mit starker Anstrengung, Schwung oder Pirouette versucht, sich zu erheben, sich von der Erde zu lösen, sich dem Himmel zu nähern.“ Nicolas Lavarenne

Die Skulptur „Defi“ (Bronzeskulptur am Neutorplatz in Bocholt), enthüllt am 24.6.:

Dazu der Künstler Nicolas Lavarenne:

„Diese Skulptur kann als der Mensch interpretiert werden, der zwischen der Anziehungskraft und der Angst vor dem Unbekannten hin und her gerissen ist. Als der Schritt, den man zögert oder wagt, um vorwärts zu kommen. Also eine Herausforderung!

Die Skulptur, die auf der Mauer an der Aa über der Leere steht, symbolisiert für mich, Nicolas Lavarenne, Situationen, in denen man es wagen muss, einen Schritt zu gehen.

Jeder Schritt ins Unbekannte ist ein Abenteuer, eine Suche, und nur wer sucht, der findet.

Bei jeder Aktivität ist es notwendig, etwas zu wagen, um voranzukommen, Fortschritte zu machen und sich zu verbessern.

Die Mauer ist der Sockel der Skulptur. Sie symbolisiert die Erfahrung, auf die man sich stützen kann, das, was man sich aufgebaut hat, bevor man den Schritt ins Unbekannte wagte.

Folge deinen Träumen, sie kennen den Weg!"