„Die Bedrohung durch Hacker und Datenklau nehmen die Unternehmen inzwischen sehr ernst. Viele wissen, dass sie mehr für Datensicherheit tun müssen.“ Für Sven Wolf, Teamleiter Unternehmensförderung der IHK Nord Westfalen, war es darum keine Überraschung, dass die Veranstaltung „IT-Sicherheit und Cyberangriffe“ gestern (11. Februar) im Autohaus Boomers schon Tage vorher restlos ausgebucht war. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bocholt informierte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen fast 100 Unternehmensvertreter über die Risiken digitaler Angriffe und zeigte praxisnahe Wege für mehr IT-Sicherheit auf. 

Nach IHK-Einschätzung sind auch im Kreis Borken in vielen Betrieben die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend. „Digitale Angriffe nehmen beständig zu und häufig haben die Hacker noch zu leichtes Spiel“, berichtete IHK-Teamleiter Wolf. Vertrauliche Unterlagen und persönliche Daten könnten fast ungeschützt eingesehen, kopiert und manipuliert werden. 

Laut aktueller Studien werden fast minütlich Unternehmen und Behörden in Deutschland Opfer von Cyberangriffen. Die Schäden steigen dramatisch an. Die jährliche Schadenshöhe summiert sich mittlerweile auf einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag. „Die Veranstaltung hat den Teilnehmern den Handlungsdruck verdeutlicht, ihnen aber auch konkrete Anleitungen gegeben“, resümierte Ludger Dieckhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bocholt. Gerade die produzierenden Unternehmen in Bocholt, die teils weltweit überaus erfolgreich agierten, seien besonders gefährdet, warnt Dieckhues. 

Henning Voß von der Abteilung Verfassungsschutz des Ministeriums des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen informierte über Aktivitäten fremder Nachrichtendienste, die längst nicht nur große Konzerne auf dem Schirm hätten: „Einige Länder nutzen ihre Nachrichtendienste sehr aktiv und professionell zur Wirtschaftsspionage“, so Voß. Es sei daher wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und die IT-Infrastruktur entsprechend sicher aufzustellen, erklärte Voß weiter. 

Chris Wojzechowski, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups AWARE7 GmbH aus Gelsenkirchen, wagte anschließend gemeinsam mit den Gästen in seiner Live-Hacking-Show den Blick auf die andere, dunkle Seite der Hacker und gab einen Einblick, wie leicht diese an Unternehmensdaten kommen. Denn wenn diese Daten über Monate hinweg offen im Netz stehen und anschließend für Betrugsmaschen, Wirtschaftsspionage oder Sabotage genutzt werden, ist kaum noch was zu retten. Um das zu verhindern, gibt es die AWARE7 GmbH. „Wo Linkedin drauf steht, muss auch Linkedin drin sein, oder? Das ist leider nicht immer der Fall. Mithilfe von Look-A-Like-Domains werden Sie nicht auf ihre Zieladresse geleitet, sondern auf die des Angreifers.“, berichtete der Geschäftsführer der Ausgründung aus der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Recklinghausen Bocholt. Wojzechowski warnte zudem davor, dass die Zeit von Betrugs-E-Mails noch längst nicht vorbei ist. „Ganz im Gegenteil. Die immer besser werdenden Spam- und Phishing-Mails enthalten kaum noch Rechtschreibfehler und sind oft der erste Kontaktpunkt der Kriminellen“ Selbst am Telefon lauert Gefahr. „Die Telefonnummer ist schon lange kein Garant mehr dafür, dass derjenige am Telefon auch der ist, der er zu sein scheint. In Zeiten von Voice over IP ist das Anrufen mit anderen Telefonnummern ein Kinderspiel“, gab Wojzechowski ein weiteres Beispiel aus der digitalen Schreckenskammer und zeigte, wie wichtig es ist, dass sich Unternehmen der Risiken bewusst sind und sich mit deren Minimierung beschäftigen.