47 Bocholterinnen besuchten vom 22. bis 25. März 2018 die Stadt Erfurt. Sie informierten sich dort über die Entwicklung der thüringischen Landeshauptstadt nach der Wende. Außerdem setzten sie sich mit der Gleichstellungs- und Sozialpolitik in Thüringen auseinander. Die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Gleichstellungausschusses, Karola Stange, empfing die westfälischen Gäste im Erfurter Landtag.
Bereits seit zehn Jahren bietet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt in Zusammenarbeit mit dem Deutschland- und Europapolitischen Bildungswerk Tecklenburg e.V. Frauenfahrten in Deutschland, Belgien und den Niederlanden an. Ziel dieser Reisen ist nicht nur das Kennenlernen neuer Städte und Landschaften, sondern das gemeinsame Vernetzen über die Bocholter Stadtgrenzen hinaus.
Die friedliche Revolution
In der Universitäts-/Michaelskirche Erfurt erklärte Dr. Aribert Rothe, Hochschulpfarrer a.D., die Rolle der evangelischen Kirche vor und nach der friedlichen Revolution von 1989. Dabei erfuhren die Bocholterinnen, dass man in den westlichen Bundesländern von "der Wende" spricht, in den östlichen Bundesländern jedoch den Begriff "friedliche Revolution" verwendet. Als Student war Rothe in der kirchlichen Umwelt- und Friedensbewegung tätig. Anfang der 80er Jahre war der Theologe Stadtjugendpfarrer und Organisator einer kirchlichen Umweltgruppe in der Erfurter Kirche, ein Treff nicht nur für Christen, sondern für alle Unangepassten wie Pazifisten, Punks, Grufties, Anarchisten, kurzum - eine Ansammlung von Menschen, die - so Rothe - von der Stasi beobachtet wurde.
Exkursion nach Buchenwald
"Die vergessenen Frauen von Buchenwald" – zu diesem Thema besuchten die Frauen die Gedenkstätte Buchenwald. Dort erfuhren sie, dass das Konzentrationslager Buchenwald im Jahr 1037 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Klassikerstadt Weimar errichtet wurde. Die SS deportierte in das KZ auf dem Ettersberg Männer, Jugendliche und Kinder, die keinen Platz in der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft haben sollten. Im Jahr 1944 übernahm die SS-Administration von Buchenwald auch Lager, in denen Frauen und Mädchen zur Arbeit für die deutsche Kriegsrüstung gezwungen wurden. Darüber hinaus mussten einige Frauen den Häftlingen als Prostituierte dienen, denn auch ein Bordell gab es im KZ Buchenwald.
Große Frauenpersönlichkeiten in Weimar
Unter dem Motto "Weimar – zwischen Klassik und Nationalsozialismus" fand ein Vortrag mit anschließendem Rundgang zu großen (Frauen-)Persönlichkeiten in Weimar statt. Neben den vier historischen Persönlichkeiten Herder, Wieland, Goethe und Schiller widmeten sich die Referentinnen auch den Geschichten der weiblichen Persönlichkeiten wie der Herzogin Anna Amalia, Augusta – deutsche Kaiserin und Königin von Preußen und Großherzogin Maria Pawlowna. Ihre Verdienste und ihre Geschichten werden bis in heutiger Zeit in Weimar lebendig gehalten. Den Abschluss der Frauenfahrt bildete der Besuch auf der Wartburg. Martin Luther als theologischer Urheber der Reformation verweilte und predigte zwischen 1518 und 1540 auch des Öfteren in Weimar. In der Wartburg war Martin Luther zehn Monate als Junker Jörg tätig und übersetzte in dieser Zeit die Bibel in die deutsche Sprache.