Im Grenzort Bocholt-Suderwick fanden jetzt zusammen mit den niederländischen Nachbarn aus Dinxperlo, das zur Gemeinde Aalten gehört, Feierlichkeiten statt. Bürgerinnen und Bürger gedachten am 1. August der Rückverlegung der Grenze, nachdem im Jahr 1949 Suderwick-West nach Ende des Krieges zeitweise unter niederländische Verwaltung gestellt worden war.
14 Jahre unter niederländischer Auftragsverwaltung
Nach dem 2. Weltkrieg, genauer im Jahr 1949, wurde Suderwick-West unter niederländische Verwaltung gestellt. Dieser Stadtteil wurde 1963 quasi zurückgegeben. Zur Erinnerung an diese Rückgabe hat der Heimatverein Suderwick zusammen mit Unterstützung diverser Gruppen und Institutionen aus den Orten, darunter das Grenslandmuseum Dinxperlo, Historisch Dinxperlo, Dinxpers Belang, DinXperience, Bürgerinitiative Dinxperwick und "JuKids" Suderwick, ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
Enthüllung des ehemaligen Grenzpfahls
Die Bürgermeister beider Gemeinden, Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff und Aaltens Bürgermeister Anton Stapelkamp, enthüllten gemeinsam den ehemaligen Grenzpfahl und eine Infotafel an der Straße Tenbensel, an der früher der Grenzpfahl stand. Dass der Grenzpfahl nun an dieser Stelle steht, ist dem vor kurzem verstorbenen Bürger Georg Klaassen zu verdanken. Er hatte den Grenzpfahl sicher aufbewahrt, so dass nicht - wie üblich - Holzhämmer daraus gefertigt worden sind.
Bürgermeister Kerkhoff dankte Familie Klaasen für den Grenzpfahl und den ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern für die Organisation der Veranstaltung. Der Pfahl sei "ein Zeichen für ´Dinxperwicks´ gelebte grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Aber auch Schmerz und Ungerechtigkeit sollten wir nicht vergessen."
Aaltens Bürgermeister Anton Stapelkamp sagte: "Heute früh hat es geregnet; waren es Freudentränen oder Trauer?" Er vermute, dass in der Erinnerung an die überwundene Zeit beides zutreffe. Heutzutage überwiege die Freude über die guten grenzüberschreitenden Beziehungen beider Städte.
Gespräch mit Zeitzeugen
Während der eVeranstaltung im Michaelstreff Suderwick beteiligten sich Zeitzeugen rege an der Diskussion. So stellte ein Bürger fest, dass die Abtrennung auch Vorteile gehabt habe, da er während der 14-jährigen niederländischen Auftragsverwaltung Rentenansprüche in den Niederlanden erworben hätte. Außerdem sei die örtliche Zeitung kostenlos in die abgetrennten Gebiete geliefert worden. Manche Ehe gehe auf die Zeit der Abtrennung von Suderwick-West zurück. Die Grenzverschiebung 1949 hätte auch keinen großen Einfluss auf das tägliche Leben und die Beziehungen der Menschen untereinander gehabt. Die Menschen hätten ideenreich die gesetzlich auferlegten Beschränkungen "in beiderseitigem Einvernehmen umgangen", hieß es.
Nach der Diskussion mit zahlreichen Anekdoten schlug Moderator Stefan Prinz vor, die Geschichten aufzuschreiben, damit "sie der Nachwelt erhalten bleiben".
Organisator Johannes Hoven vom Heimatverein regte an, im nächsten Jahr ein weiteres Zeitzeugengespräch zu führen, als geselligen Abend zum Thema "Schmuggeln in früherer Zeit, als es beispielsweise um Kaffee oder Speck ging".
"Diese Veranstaltung ist ein Beispiel dafür, wie Menschen trotz unterschiedlicher Mentalität oder gerade deswegen hervorragend kooperieren konnten, so wie es überall in Europa wünschenswert ist", kommentiert Sonja Wießmeier von EUROPE DIRECT Bocholt.
Internationales Nachbarschaftfest
Im Anschluss an die Diskussionsrunde fand ein lockerer Umtrunk statt sowie das Nachbarschaftsfest, an dem deutsche und niederländische Bürgerinnen und Bürger teilnahmen.
EUROPE DIRECT Bocholt
Das EUROPE DIRECT Bocholt gehört zum Büro des Bürgermeisters der Stadt Bocholt und ist die lokale Anlaufstelle für Fragen und Engagement rund um die Europäische Union. Es hat die Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort Informationen, Rat, Hilfe und Antworten auf Fragen zu Europa zu geben, Engagement zu fördern und über aktuelle europapolitische Geschehnisse zu informieren.
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Grenzpfahl anlässlich 60 Jahre Suderwick (Copyright: Stadt Bocholt)