Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in NRW ist deutlich gestiegen, im März liegt sie bei plus 4,6 Prozent. „Das ist ein starkes Signal für ein gutes Ausbildungsjahr“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. Wenn dieser Trend in den nächsten Monaten anhielte, wäre es der vierte Zuwachs innerhalb von fünf Jahren. „Die Zahlen beweisen den hohen Stellenwert der Ausbildung und der Auszubildenden für die hiesigen Unternehmen.“
 
Anlass zur Sorge bereitet dem Unternehmerverband jedoch, dass die Bewerberzahl aktuell um rund drei Prozent zurückgegangen ist. „Dies verschärft das Problem, dass die Stellen auf dem Ausbildungsmarkt auch besetzt werden“, vermutet Schmitz. Im Jahr 2017 war die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen. „Dadurch besteht die Gefahr, dass Betriebe zwar ausbilden wollen, es aber mangels Bewerber nicht können. Deshalb bieten sie mittelfristig womöglich weniger Plätze an oder ziehen sich ganz aus der Ausbildung zurück“, befürchtet der Hauptgeschäftsführer.
 
Deutschlandweit wird in Sachen Ausbildung gerade der aktuelle Berufsbildungsbericht des Bildungsministeriums diskutiert. Demnach wird mehr als jede vierte berufliche Ausbildung in Deutschland abgebrochen. Beim genauen Blick hinter die reine Statistik relativiert Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz diese Zahl allerdings: „Über die Hälfte der bundesweit 146.000 Vertragslösungen sind keine endgültigen Ausbildungsabbrüche. Die Azubis wechseln vielmehr den Ausbildungsbetrieb bzw. den -beruf, verbleiben also weiter im Qualifizierungsprozess als berufliche Fachkräfte.“ Auch ein Vergleich mit der Abbruchquote im Hochschulbereich – sie liegt dort bei 29 Prozent – rückt den Wert von rund 12 Prozent bei der Ausbildung in ein anderes Licht. Nicht zuletzt sei gerade die gute Ausbildungsmarktlage ein Auslöser: Bei einem größeren Angebot wechseln junge Menschen eher in ein anderes Ausbildungsverhältnis.
 
Trotzdem besteht laut Unternehmerverband Handlungsbedarf: Damit Ausbildungsverhältnisse bis zum Abschluss bestehen bleiben und um überhaupt die vielen vorhandenen Stellen zu besetzen, nennt Schmitz die Schulen als wichtigen Akteur. Von ihnen wünschen sich Jugendliche vor allem eine gut strukturierte, breit aufgestellte und persönliche Berufsorientierung.