Bocholt. Jährlich lockt die beliebte Bocholter Kirmes hunderttausende Besucher aus der Region und den benachbarten Niederlanden. Doch auch in diesem Jahr wird die Großveranstaltung aufgrund der Corona Pandemie abgesagt. Das Bocholter Stadtmarketing als Veranstalter der Kirmes hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Wir haben über den gesamten Sommer gehofft, dass wir die Bocholter Kirmes veranstalten dürfen. Aber leider gibt es bis zum heutigen Tag keine Planungssicherheit. Uns läuft die Zeit davon. Eine so große Veranstaltung braucht eine gewisse Vorbereitungszeit, auch wenn die Abläufe weitestgehend eingespielt sind. Die Enttäuschung ist bei uns ebenfalls groß. Aber wir mussten nun eine Entscheidung treffen“, so Markus Kock, der die Bocholter Kirmes projektverantworlich organisiert.
„Uns ist die Tragweite dieser Entscheidung bewusst“, so Ludger Dieckhues, Geschäftsführer vom Stadtmarketing Bocholt. „Aktuell befinden wir uns in der Situation, dass eine Bocholter Kirmes wie wir sie kennen, gemäß der Coronaschutzverordnung, nicht zulässig und auch für Oktober nicht vorstellbar ist. Selbstverständlich haben wir uns auch Alternativkonzepte angeschaut. Aber eine eingezäunte Variante, also ein Pop-Up-Freizeitpark, mit Besucherbegrenzung und Maskenpflicht erfüllt einfach nicht den Anspruch einer Bocholter Kirmes, auch wenn ein berechtigtes Interesse seitens der Bevölkerung und Schausteller auf ein Volksfest besteht! Für die echte Bocholter Kirmes gilt ‚ganz oder gar nicht‘!“, so Ludger Dieckhues.
Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger geht vor. Die Bocholter Kirmes wäre sicherlich eine Trendwende! Für alle Schausteller, die sich nach knapp zwei Jahren Berufsverbot einfach nur ein Stück Normalität wünschen, und für die gesamte Veranstaltungsbranche überhaupt. Aber das lässt die aktuelle Coronasituation mit steigenden Zahlen noch nicht, auch wenn der subjektive Eindruck in Deutschland zwischenzeitlich ein anderer war. Selbst das Aufstellen einiger Fahrgeschäfte zum Moonlight Shopping wie im Vorjahr mit einer Handvoll Fahrgeschäften und Buden auf bestimmten Plätzen, wird es in diesem Jahr in Absprache mit dem Bocholter Schaustellerverein nicht geben – der Aufwand ist für 2-3 Tage zu groß, die Kosten zu hoch.
Auch der Verwaltungsvorstand der Stadt Bocholt unter fachlicher Begleitung des Fachbereichs Öffentliche Ordnung ist der Meinung, dass die Absage der Bocholter Kirmes derzeit die richtige Maßnahme ist.
„Ich hätte die Kirmes 2021 gerne mit dem traditionellen Fassanstich eröffnet. In der derzeitigen Situation, in der einerseits mit hohen Auflagen sowie Schutzstandards in der jeweiligen Corona- Schutz-Verordnung gearbeitet werden müsste und anderseits mit der bisher nicht einzuschätzenden Delta-Variante des Virus zu rechnen ist, können wir die lieb gewonnene Bocholter Kirmes nicht verantworten“, so Bürgermeister Thomas Kerkhoff. Da auch viele Niederländer die Bocholter Kirmes besuchen und die Niederlande ein anderes Corona-Konzept hätten, dürfe man dieses zusätzliches Risiko nicht unterschätzen, ergänzt Kerkhoff.
Philip Traber, Vorsitzender des Bocholter Schaustellervereins, bedauert ebenfalls die Absage der Bocholter Kirmes! „Ich habe mit dieser Entscheidung gerechnet. Meine Schaustellerkollegen möchten einfach wieder normal arbeiten dürfen und ihr eigenes Geld verdienen. Die Perspektivlosigkeit macht allen Schaustellern sehr zu schaffen. Die Untersagung von Kirmesveranstaltungen darf kein Dauerzustand bleiben. Es müssen schnellstmöglich gesetzliche Rahmenbedingungen her, die eine verlässliche Planung für die Veranstalter ermöglicht. Wir werden ja schließlich auch in den nächsten Jahren mit dem Virus leben müssen.“
Als hoffnungsvollen Ausblick schauen alle Beteiligten auf 2022. Im nächsten Jahr wird die Kirmes wegen des 800jährigen Stadtjubiläums einen Tag länger dauern.