Der oben genannte Slogan könnte auch auf die Achterbahn zutreffen, deren Foto auf der Bocholter Kirmes des Jahres 1955 entstanden ist. Es handelte sich hierbei um das Karussell – eine sogenannte Gebirgs-8-Bahn – des Unternehmers Hartkopf mit der treffenden Bezeichnung "Die wilde Maus".
Aus heutiger Sicht mag sich der Betrachter vielleicht auf Anhieb an ein hölzernes Baugerüst erinnert fühlen. Die Leute von damals kannten es nicht anders und belagerten in großer Zahl dieses Fahrgeschäft. Nachdem man am Kassenhäuschen einen Teil seines Kirmesgeldes gelassen hatte, bestieg ein jeder die Wagen, in denen offenkundig sechs Personen Platz fanden. An der Aufgangsrampe wurden die Gefährte schließlich hochgezogen, um auf der Rückseite wieder herunterzusausen. So ging es dann rasant im Wechsel weiter, bergauf und bergab, kreuz und quer durch den großzügig errichteten Bahnaufbau, bis das Ziel erreicht war.
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Riesenrad, Autoscooter und Luftballon-Wettbewerb
Zu den weiteren Attraktionen der Herbstkirmes 1955 gehörte eine Raupenbahn, ein Riesenrad mit zwölf Gondeln, eine Märcheneisenbahn, ein Autoscooter oder ein Salonkarussell alten Stils. Wer wollte, ließ sich von den Geheimnissen einer japanischen Sonderschau faszinieren. Zum Auftakt der Kirmes hatte ein Bocholter Radiogeschäft überdies 1.000 Karten als Anhänger für einen Luftballon-Wettbewerb ausgegeben. Zwölf Mädchen und Jungen, deren Ballon am weitesten geflogen war, gewannen eine Freifahrt zu den Blaupunkt-Werken nach Hildesheim.
Zehn Jahre nach Kriegsende fiel die Bocholter Kirmes schon bedeutend größer aus als zuvor. Neben dem Hauptplatz an der Meckenemstraße, dem Markt- und Gasthausplatz sowie der Ravardistraße wurde in jenem Jahr auch erstmals der Platz hinter dem Stadthaus an der Nobelstraße für den Kirmesbetrieb genutzt. Die Fläche, wo einst die Ruinen des Weißen Stiftes an der Realschulstraße lagen, diente als Abstellplatz für Kirmeswagen, Pkw und Motorräder. Auch eine Fahrradwache wurde dort eingerichtet. Kirmes ist ein Zauberwort geblieben, las man seinerzeit in der Presse. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink